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Dein Auto, das unbekannte Wesen

Mein erstes Auto war ein NSU-Halbautomatik. Ich hatte zum Autokauf extra einen Bekannten mitgenommen, der mir versichert hatte, dass er schon fast mehr Ahnung als der Meister in einer Autowerkstatt hat. Warum hätte ich ihm nicht glauben sollen? Ich erwarb also den blauen Kleinwagen, nachdem ich von ihm grünes Licht bekommen hatte.

Die Heimfahrt vom Händler und die ersten Tage verliefen völlig problemlos und ich schwebte im siebten Himmel. Je sicherer ich wurde, umso zügiger fuhr ich. So auch an einem Tag auf dem Weg zur Arbeit. Ich nahm eine Kurve recht rasant und plötzlich ging der Motor aus. Klar, das kannte ich ja noch aus der Fahrschule, kommt vor, dass man den Motor abwürgt. Allerdings hatte ich ein kleines Problem: Der Wagen ließ sich nicht wieder starten. Zu meinem Glück kamen zwei Vertreter des starken Geschlechts vorbei, die mich anschoben und ich konnte meinen Weg fortsetzen. Auf der Arbeit erklärte mir dann ein Kollege mit dem „typisch-Frau-Blick", dass ich bestimmt die Batterie geleert hatte bei meinen Versuchen, den wieder Motor in Gang zu bringen. Leider erwies sich das als Irrtum. Denn jedes Mal, wenn ich etwas schneller in eine Kurve fuhr, ging der Motor aus und blieb in diesem Zustand, außer ich wurde angeschoben oder bekam Starthilfe.

Dem Händler war das Problem natürlich nicht bekannt gewesen und mein Bekannter wusch seine Hände in Unschuld. In einer Werkstatt bekam ich einen utopischen Kostenvoranschlag und so trennte mich dann zu einem Schleuderpreis von meinem ersten Auto.

Nun denn, ich ließ mich nicht unterkriegen und erwarb einen himmelblauen Käfer. Es war Winter und ich musste feststellen, dass das Kultauto erst warm wurde, nachdem ich mehrere Kilometer zurückgelegt hatte und zog mich dementsprechend warm an, ich war ja schließlich flexibel. Wesentlich schwieriger war es, dass die Scheiben – kaum dass ich sie vom Eis befreit hatte – wieder zugefroren waren und mein Arbeitsweg zeitmäßig wesentlich länger wurde, aber der Frühling war in Sicht.

Dann kam der Tag, an dem ich hupen wollte und nichts passierte. Kein Ton war zu hören! Der Blick in das „Anleitungsheft" fürs Auto brachte mich nicht wirklich weiter und so fuhr ich in die Werkstatt, wo ich ja zum Glück keine Unbekannte war. Nachdem ich das Problem erklärt hatte, öffnete der Chef höchst persönlich die Motorhaube und tauchte ein in die Welt der Technik. Dann waren merkwürdige Geräusche zu hören, aber der gute Mann kam nicht wieder zum Vorschein.

Besorgt tippte ich ihm auf die Schulter: „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Hochrot und mit Tränen in den Augen kam er wieder zum Vorschein. Es dauerte einige Minuten, bis er sich von seinem Lachanfall erholt hatte und wieder sprechen konnte. „Junge Frau, ich weiß, warum sie nicht hupen konnten! Der Wagen hat gar keine Hupe!"

Eure Sylvia

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