Eigentlich bin ich ja noch einige Jahre von der Rente entfernt. Aber manchmal…….manchmal habe ich das Gefühl, irgend etwas ist an mir vorbei gegangen und ich habe es nicht bemerkt.
Neulich zum Beispiel. Da war im Fernsehen die Rede von einem "Patientenmanager". Bei mir fing es an, im Oberstübchen zu routieren. Patientenmanager? Was um Himmels Willen managt dieser Mensch? Manager ist bei mir in altmodischer Manier immer noch abgespeichert als Person im Anzug, mit Krawatte und Hemd. Hmmm….. Im Verlauf der Sendung kam dann zu Tage, dass der nette Herr Krankenpfleger war. Dann würde ich doch gern in Zukunft PF-Managerin für mich in Anspruch nehmen. (Für die Unwissenden unter uns: Professionell Flat Managerin).
Den Grad meiner beginnenden Verkalkung erkenne ich auch an dem Umgang mit Handys. Anscheinend gehöre ich zu den wenigen, die es nervt, wenn diese mobilen Telefone allgegegenwärtig sind. Auf der Straße, in den Läden, bei Geburtstagen, sogar im Krankenhaus. Jetzt mal ehrlich: Was haben die Menschen vor 20 Jahren gemacht? Waren sie unsozialisierter und vereinsamt? Eher im Gegenteil!
Ein generationsumspannendes Thema ist auch der Musikgeschmack der Jugend. Nie, aber auch niemals wollte ich gegen die Musik meiner Kinder rebellieren. Wenn ich aber manche Texte höre, wo das Leben dann nur schlecht ist, die Welt ruhig untergehen darf und sämtliche Worte benutzt werden, die in Kindergärten und Schulen tabu sind, höre ich doch lieber die Songs aus den 70ern und fange mir keine Depression durch das Hören von Tonträgern ein.
Habe ich dann mal wieder lecker gekocht oder gebacken, werden erst mal die Kalorien in Augenschein genommen und etwaige Risiken und Nebenwirkungen hinterfragt. Meine Oma zum Beispiel hat für ihr Leben gern dick gezuckerte Erdbeeren mit ganz viel Schlagsahne gegessen und ihr Likörchen genossen und damit überwiegend gut gelaunt das gesegnete Alter von 96 Jahren erreicht.
Was mich aber so richtig nervt, ist, dass anscheinend keiner mehr Zeit hat. Die beruflichen Arbeitsstunden sind im letzten Jahrhundert nahezu halbiert worden. Es stehen arbeitserleichternde Geräte ohne Ende zur Verfügung, manche nehmen mehr Platz weg, als dass sie nützlich sind. Und wir haben Kommunikationsmöglichkeiten wie noch nie. Viele zwischenmenschliche Beziehungen bleiben aber nur noch an der Oberfläche, weil ja wieder ein anderer Termin wartet. Beim Arzt gibt es eine vorgeschriebene Zeit pro Patient und an den Kassen im Supermarkt muss die Zahl der Scanvorgänge erfüllt werden, egal ob der Kunde es schafft, die Ware schnell genug einzupacken oder nicht.
Selbst die Kinder stehen immer unter irgendeinem Termindruck. Neben der Schule müssen noch Vereine bedient werden, irgendwelche Profilierungsmaßnahmen stattfinden und unsere Kids sollen wenn möglich überall zu den Besten zählen.
Ich habe mal eine Geburtstagskarte gesehen (nein, nicht bekommen:-), auf der stand
"Nennt Dich jemand alt, dann schlage ihn mit Deinem Krückstock und wirf ihm Dein Gebiss hinterher!"
Nun denn, so weit bin ich noch nicht, aber manchmal wünsche ich mir einiges von früher zurück! In diesem Sinne
Eure Sylvia