Partnersuche

Unsere Nachbarin ist Mitte 60 und Single. Sie hätte schon ganz gern einen Mann, der sie durchs Leben begleitet, aber nur teilweise. Optimal wäre es, wenn der Kandidat jünger wäre als sie, weil ja alte Männer zum Teil richtig gruselig sind, sagt sie. Kochen, Waschen und Putzen will sie nicht für ihn, zusammen ziehen käme schon mal gar nicht in Frage und gewisse andere Sachen auch nicht.

Wir haben einen älteren Herrn im Bekanntenkreis. Ende 60 und ebenfalls solo. Auch er hat den Wunsch, nicht mehr allein zu sein. Aber……die Frau seiner Träume dürfte schon etliche Jahre nach ihm geboren sein, sollte schlank und anpassungsfähig sein. Die Miete und das Leben mit ihm teilen, sowie Tisch und Bett.

Beide klagen mit regelmäßig ihr Leid, was also liegt näher, als sie mal mit einander bekannt zu machen? Die Übereinstimmungen liegen zwar nicht bei 100 Prozent, aber Kompromisse bestimmen das Leben, denke ich und lade sie zum Frühstück ein.

Beim Kaffee fängt er an von seinen Reisen zu erzählen. Nach Thailand, Spanien und andere weiter entfernte Regionen. Sie: „Fliegen würde ich nie, das hab ich bis heute nicht getan und werde es nicht tun. Da passiert viel zu viel.“ Und fängt an, von Traumurlauben im Harz und an der See zu schwärmen. Er hat den Blick „Arme Irre“ drauf, während ich Runde um Runde mit meinem Löffel im Kaffee drehe.

Themenwechsel. Die Herrschaften kommen auf ihre goldene Jugendzeit. Sie schwärmt von Bällen und Tanzen gehen, abends im Biergarten sitzen und Fahrten über Land zum Kaffee trinken, während er so nebenbei einwirft, dass es in einem bestimmten Alter doch zu Hause am schönsten ist. Tanzen geht bei ihm seit seinem Bandscheibenvorfall nicht mehr und was in den Gaststätten für Preise genommen würde, grenze ja an Wucher.

Ich will das Gespräch in andere Bahnen lenken und erzähle, was ich heute kochen werde. Beide sind sich einig, dass Kochen und Essen alleine keinen Spaß macht. Endlich! Eine Annäherung, eine Gemeinsamkeit, jubele ich innerlich, bis – sie der Auffassung ist, dass man jedes Gericht nur einmal essen kann, während er dreimal am Tag das Gleiche isst. Die Füllung von Rouladen ist auch kontrovers, ebenso die Herstellung von Eintopf.

„Es soll halt nicht sein“ beschließe ich und fange an, den Tisch abzuräumen. Die Beiden lassen sich nicht stören, weil sie inzwischen über Politik diskutieren. Ein unerschöpfliches Thema, wie ich merke und verlasse mal kurz den Raum, was nicht weiter auffällt. Als ich mich wieder zu ihnen geselle, sind sie zum „Du“ übergegangen!? Wie lange war ich eigentlich weg? Doch erweise ich mich anscheinend als Störfaktor, weil sie aufsteht und meint, sie müsse nun gehen.
Er: „Ja wollen wir uns denn jetzt mal treffen?“
Sie: „Die Frau Nachbarin hat ja meine Telefonnummer!“

Sie entschwindet, wenig später verlässt er mich auch, aber mit ihrer Nummer in der Tasche, während ich beschließe, künftig von solch guten Taten die Finger zu lassen.

Eure Sylvia

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