Im Banne des Banners

  

Es hätte so ein schöner Tag werden können: Der Frühling zeigt sich von seiner besten Seite, eine strahlende Sonne zwinkert mir vom blauen Himmel zu. Ich beschließe, es mir nett zu machen und zu entspannen. Das klappt auch ganz gut, bis ich eine Nachfrage bekomme: „Du hast doch bestimmt ein Banner, das kannst Du auf meiner Homepage mit einstellen“ sagt eine Freundin zu mir.
Ein Banner!? Stimmt, das hat heute jeder. Es ziert Homepages, erscheint unter den Beiträgen in Foren und Blogs und ist schlicht und ergreifend zum Aushängeschild geworden. Alle haben eins……nur ich nicht! Diese inakzeptable Außenseitersituation muss ein Ende haben.
Also oute ich mich: „Nein, ich habe keins und ich kann das auch nicht!“ Spontan bekomme ich ein paar Hilfsangebote, über die ich mich auch sehr  freue. Aber mein Ehrgeiz ist gepackt. Was anscheinend die halbe Menschheit kann, muss ich doch auch können.
Ein starker Kaffee unterstützt mich, während ich googele. So erfahre ich, dass ein Banner erstellen ja weiß Gott mehr als einfach ist, man braucht nur ein Fotobearbeitungsprogramm und es kann losgehen. Wer sagt´s denn, ein Banner ist demnach nur eine Art von Foto und im Freundeskreis heißt es, dass so etwas in ein paar Minuten zu erledigen ist.
Ein Bildbearbeitungsprogramm gibt es in unserem Haushalt und ich installiere und öffne es erwartungsvoll. Was in aller Welt ist das denn??? Da ist die Rede von Ebenen und Kanälen, sklalieren und einem Lasso. Mir fällt der wilde Westen ein, als ich Lasso höre und skalieren habe ich mal so eben mit skalpieren verwechselt. Meine Güte, kann man das denn nicht auch klar und verständlich ausdrücken? Mir schwebt eine ganz einfache Anleitung vor, so Punkt für Punkt, was zu tun ist –  ich will ja schließlich nicht studieren, um so etwas anscheinend sehr Simples zustande zu bringen.
Learning bei doing, denke ich mir und lege los. Immerhin schaffe ich es schon mal, eine bestimmte Größe festzulegen. Nach einigen Versuchen landet auch ein Foto darin, das sieht zwar blöd aus, aber ich bekomme das Foto auch nicht wieder raus. Also wieder von vorne. Ich finde mich mit dem Foto ab, da ich es sowieso nicht schaffe, es zum Design-Objekt umzugestalten und mache mich an den Text.
Den wiederum kann man nur mit Lupe lesen, irgendetwas läuft da schief. Ein Versuch schließt sich an den nächsten an und ich widerstehe der Versuchung, zum Telefon zu greifen und nach Hilfe zu rufen. So blöd kann ich doch gar nicht sein, denke ich und verdränge wirkungsvoll, dass ich schon an manch anderen Dingen rund um Technik und Anwendung gescheitert bin.
  
„Eine Pause wird mir gut tun“, beschließe ich, nachdem ich endlich glaube, etwas durchzublicken und einen schon passableren Entwurf mein Eigen nenne. Als ich mit meinem Kaffee wiederkomme, packt mich das kalte Grausen. Der Bildschirm meines Laptops hat die blaue Farbe des Himmels angenommen, schreit mir irgendwelche Meldungen entgegen und fordert das Herunterfahren.
Panisch folge ich der Aufforderung mit dem Ergebnis, dass der Computer zwar wieder augenscheinlich funktioniert, aber ich einen meiner Lieblingsfehler begangen habe. „Du solltest immer zwischendurch speichern!“, was ich mal wieder nicht getan habe. Aus Fehlern lernt man bekanntlich, nur ich scheine da die Ausnahme von der Regel zu sein.
Als ich gerade voller Frust und Verzweifelung einen neuen Anlauf starten will, erreicht mich eine Email.
„Ich habe ein Banner für Dich erstellt, schau mal, ob er Dir gefällt!“
Wenn uns nicht 300 km trennen würden, wäre ich André um den Hals gefallen, so muss er sich mit einem „Danke“ auf diesem Weg zufrieden geben. Das gilt natürlich auch für alle, die mir helfen wollten und immer wieder Geduld mit mir haben, wenn ich keinen Durchblick habe.
Und……falls irgendjemand das liest, der eine idiotensichere Anleitung mit einem einfachen Programm für mich hat….her damit! 
Ich geh jetzt mal einen Kuchen backen, was meinen Mann zwar freuen wird, aber doch einige Vorurteile schüren könnte 🙂
Eure Sylvia

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