In einer der vielen, bunten Werbeblättchen hatte ich einen Schrank entdeckt. Nein, nicht einfach nur einen Schrank, sondern den Schrank und das noch im Sonderangebot. 100,– Euro Preissenkung, da musste ich einfach zuschlagen! An der Kasse erfuhr ich, dass er nicht am Lager ist, sondern bestellt werden muss. Egal. Immerhin, die Lieferung war im Preis mit drin.
Nach vier Wochen kam die Spedition mit dem Schrank, das heißt mit den Teilen. Der Möbelpacker legte mir die großen, schweren Kartons auf den Boden, grinste mich vielsagend an und meinte: "Viel Spaß, das ist gar nicht so einfach!" Männer eben….und genau die wollte ich beim Aufbauen nicht dabei haben. Das war ja schließlich nicht das erste Möbelteil, dass unter meinen Händen Form annehmen würde.
Zum besseren Verständnis: Ich hatte eine zierliche Wohnwand aus Kiefernholz für das Wohnzimmer erworben. Bestehend aus drei Teilen, gerade mal 140 cm hoch. Kein riesiger 3m Schrank mit ebenso riesigen Einzelteilen, also bestimmt komplikationslos und in kurzer Zeit fertig.
Zuerst einmal beäugte ich mit einem Kaffee in der Hand die beiden Kartons. Wieso eigentlich zwei Kartons für drei Teile? Mutig öffnete ich dieses vertrackte Klebeband, was wohl jeder von uns kennt. Säuberlich übereinander lagen viele Bretter, nur keine Anleitung. Unter der Pappe des zweiten Kartons bot sich das gleiche Bild. Also packte ich den ersten Kartons aus, hatte links einen Stapel Bretter und rechts einen Stapel Verpackungsmaterial. Keine Anleitung. Zwangsweise rückte ich dem zweiten Kartons zu Leibe und fand unter anderem eine kleine Schachtel mit Schrauben und eine 18seitige Broschüre zum Aufbau.
36 einzelne Holzteile mit Buchstaben bezeichnet und fast 100 Schrauben mit Zahlen durchnummeriert wollten zusammen gesetzt werden. Und jetzt kommt es! Die Anleitung war nicht nach Schrankteilen aufgebaut, sondern nach Brettern! Also zuerst die Schrauben 5 in die Bretter B, dann die Schrauben 3 in die Bretter C und so weiter. Meine Tochter meinte bei meinem Fluchen: "Die werden sich schon was dabei gedacht haben!" Weises Kind, also machte ich weiter. Irgendwann war der ganze Boden des Zimmers mit Einzelteilen belegt, ich lief wie ein Storch dazwischen hin und her und zwei Stunden waren vorbei.
Als nächstes musste ich mir irgendwie Platz schaffen, um aus den Teilen einen Schrank zu zaubern und verteilte viele Teil auf die bestehenden Möbel im Zimmer. Jetzt konnte man wieder laufen, aber nicht mehr sitzen oder den Tisch benutzen. Mein Hund fühlte sich sehr in seiner Ruhe gestört und zog beleidigt von dannen. Beim ersten Teil musste ich feststellen, dass die Holzdübel zum Verbinden der Bretter eine winzige Kleinigkeit zu klein waren. Kaum hatte ich sie in die vorgesehenen Bohrungen gesteckt, flutschten sie wieder raus. Das fand ich nicht so wirklich sinnvoll und griff zum Holzleim. Immer mit dem Damoklesschwert über mir: Wenn ich jetzt was falsch mache, bekomme ich den Kram nie wieder auseinander und habe Brennholz. Auf wundersame Weise beging ich jedoch keinen Fehler, alles passte und sah zum Schluss nach Schrankteil aus.
Mutig wurde das nächste Teil in Angriff genommen, was ich kurz vor Fertigstellung noch einmal auseinander nehmen musste, weil ich Brett F mit Brett K verwechselt hatte und das Ganz etwas windschief aussah. Mittlerweile waren vier Stunden vergangen, fast 22 Uhr und ich hatte gar keine Böcke mehr.
Neuer Tag, neues Glück. Am nächsten Tag wurde das dritte Teil fertig, jetzt mussten nur noch 100 Nägel in die Rückwand versenkt werden. Übrigens, meine Nachbarn lieben mich 🙂 und die sieben Griffe an die Türen. Leider waren diese Griffe nicht vorgebohrt, was mir eine Blase an der Hand bescherte.
Zum Zusammensetzen ließ ich mir dann doch von meinem Mann helfen. Nach fast 8 Stunden am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand das gute Stück dann, damit wir feststellen konnten, dass die Einlegeböden eine winzige Kleinigkeit falsch bemessen wurden. So stehen sie eine winzige Kleinigkeit heraus, weshalb sich die Türen nur ganz minimal nicht schließen lassen und wirklich nur ganz wenig abstehen…… mal schauen, was das Möbelhaus dazu sagen wird. Meine Vision dazu ist, dass mir ein Mitarbeiter sagt: Nehmen Sie alles wieder auseinander, packen es ordentlich ein und wir nehmen den Schrank zurück!